08.01.2024 - Regionalmarke EIFEL und DLR Eifel – das passt!

Bericht 150 Jahre Landwirtschaftsschule Bitburg


Fotos (© DLR Eifel): die Akteure des Festaktes (v.l.n.r. die Gäste der Talkrunde: Andreas Lenz, Stefan Krämer, Martin Kemen und Magdalena Zelder; Jürgen Krämer und „Horst“, Alexander Weber (Moderation), Schulleiterin Dr. Anja Stumpe, Katrin Dondelinger (Moderation), Walter Reineck (MWVLW), Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Michael Horper, ADD-Präsident Thomas Linnertz, Landrat Andreas Kruppert, ehemaliger Dienststellenleiter Johann Mücken sowie Landtagsabgeordneter Michael Ludwig)

1873 – das ist das Gründungsjahr der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Bitburg aus der 1941 das St. Willibrord-Gymnasium und die heutige Berufsbildende Schule Agrarwirtschaft am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel – diese mit häufig geänderter Namensgebung – hervorgegangen sind. Im Volksmund war es wohl immer „Die Land­wirtschafts­­schule“, die Anfang Dezember ihr 150-jähriges Jubiläum feierte.

Und alle waren gekommen – zum Festakt und zum Feiern - ehemalige und aktuelle Schüler/innen und Lehrer/innen, Gäste aus Politik und landwirtschaftlichen Verbänden mit Glückwünschen, Grußworten, guten Erinnerungen und Präsenten im Gepäck. Das kurzweilige Programm des Festaktes, professionell moderiert von den beiden Schülern Katrin Dondelinger (2. Ausbildungsjahr, Berufsschule) und Alexander Weber (4. Semester Technikerschule), ließ ein begeistertes Publikum zurück. So auch Stefan Krämer, Absolvent der Technikerschule in 1997: „Was für ein gelungener Abend! Was mich begeistert, sind die jungen Menschen, die diese Feier mit organisiert und auch moderiert haben. Von wegen Zukunftsangst – hier ging buchstäblich die Post ab.“

So nahm Johann Mücken, ehemaliger Leiter der Landwirtschaftsschule am Dienstleistungs­zentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel das Publikum mit auf eine unterhaltsame Reise durch die Geschichte Schule bis in die „Neuzeit“ – zahlreiche Anekdoten würzten den Vortrag.

Ab Mitte des 19. Jahrhundert entwickelte sich insbesondere in den bäuerlich geprägten Landkreisen das System der landwirtschaftlichen Winterschulen. Die theoretische Ausbildung erfolgte in zwei Winterhalbjahren und galt unter anderem als gute Vorbereitung für die Meisterprüfung. Auch an die Landwirtschaftsschule Bitburg wurde eine solche Winterschule angegliedert. Weitere entstanden in Prüm, Neuerburg, Hillesheim, Daun und Arzfeld, die aber ab den 1960er bis in die 1990er Jahre parallel zum landwirtschaftlichen Strukturwandel wieder aufgelöst wurden. So gab es 1949 in Rheinland-Pfalz noch 211.017 Betriebe, aktuell sind es noch rund 15.700. Und so gibt es heute für die Aus- und Fortbildung des landwirtschaftlichen Berufsnachwuchses in Rheinland-Pfalz nur noch zwei Standorte, einer davon in Bitburg mit aktuell 70 Berufsschülern und 48 Fachschülern.

Der Berufsnachwuchs kommt zum großen Teil aus landwirtschaftlichen Betrieben, in der Berufsschule sind das im Durchschnitt der letzten 10 Jahre etwa 57 Prozent. Tendenziell wächst der Anteil derer, die keinen direkten landwirtschaftlichen Background haben. Und das ist gut so, denn die landwirtschaftlichen Betriebe werden größer und trotz aller Technisierung und Steigerung der Arbeitseffizienz werden Fachkräfte dringend gesucht. Das gilt auch für den vor- und nachgelagerten Bereich. Die meisten Studierenden, die von landwirtschaftlichen Betrieben stammen, möchten nach ihrem Abschluss den Betrieb übernehmen. Auf diese Aufgaben werden die Studierenden am DLR Eifel in Theorie und Praxis vorbereitet, angefangen in der Berufsschule über die Fachschule mit Fortbildung zum Wirtschafter Landbau und schließlich zum Techniker Landbau.

Vor allem die Umsetzung des theoretischen Wissens in die Praxis spielt eine sehr große Rolle bei den Lehrern und Lehrerinnen der Landwirtschaftsschule am DLR. Diese übernehmen neben ihrer Tätigkeit als Lehrer/in auch Aufgaben in der Wissensgenerierung und -aufbereitung sowie Wissensweitergabe an die Landwirte und sind so immer am Puls der Praxis.

Diese Einheit aus Schule, Versuchswesen, Weiterbildung/Beratung gibt es in Rheinland-Pfalz seit den 1970er Jahren und ist bundesweit einmalig. Man hatte erkannt, dass eigene Berufsbildende Schulen für die Agrarberufe in direkter Anbindung an das landwirtschaftliche Versuchswesen und die Beratung die Qualität der Ausbildung deutlich verbessern können.

Seit dieser Zeit – also seit bald 50 Jahren ist das Landwirtschaftsministerium Trägerin der Berufsbildenden Schulen Agrarwirtschaft in Rheinland-Pfalz. In seiner Festrede ging Walter Reineck, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium auf diese Besonderheiten in der Aus- und Weiterbildung in der Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz ein und unterstrich die Bedeutung des Standortes Bitburg.

Geht es in der Berufsschule neben allgemeinbildenden Fächern noch um Grundlagen in Pflanzenbau und Tierhaltung, steht in der Fachschule die Vertiefung und Anwendung des Wissens auf den Praxisbetrieben im Vordergrund. Vor allem aber werden die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen des eigenen Planens und Handelns herausgearbeitet. Auch viele außerschulische Lernorte sind in diese Zielsetzung eingebunden. So werden Lehrgänge für Klauenpflege und Herdenmanagement sowie Projektwochen für Jungrinderaufzucht und Eutergesundheit auf Praxisbetrieben durchgeführt. Auf Zuchtbetrieben werden Zuchtstrategien vor Ort diskutiert und beurteilt. Fachreferenten aus ganz Deutschland werden regelmäßig per Videokonferenz in den Unterricht dazu geschaltet. Auch so ist sichergestellt, dass aktuelles Wissen ohne Verzögerung den Weg in die Praxis findet.

Wie vielseitig die Aus- und Fortbildung zum Techniker Landbau ist und welche beruflichen Entwicklungen sich daraus ergeben können, das zeigte auch die Talkrunde „Landwirtschaftsschule Bitburg – Sprungbrett zum beruflichen Erfolg“, die ebenfalls von den Schülern moderiert wurde; als Talk-Partner sowohl Techniker/innen für Landbau, die heute im landwirtschaftlichen Betrieb ihren Mann/Ihre Frau stehen oder die – ebenfalls sehr erfolgreich –  im vor- und nachgelagerten Bereich ihre berufliche Entwicklung vorangetrieben haben.

So betonte Magdalena Zelder, landwirtschaftliche Unternehmerin: „In meiner Zeit in Bitburg habe ich die Milchviehhaltung für mich entdeckt, was gar nicht auf meiner Agenda stand. Zudem habe ich gelernt eigene Ideen fachlich aufzuarbeiten und im betrieblichen Alltag durchzusetzen.“ „Die Ausbildung am DLR bildet bis heute ein solides Fundament meiner Selbstständigkeit und ich habe auch heute noch einen regen Kontakt zu den Beratern des DLR Eifel“, ergänzte Martin Kemen, Teilhaber der Burghof Kemen GbR.

Andreas Lenz, heute Geschäftsführer des Bauernverbandes im Eifelkreis unterstreicht: „Eine fundierte fachliche Ausbildung ist der Grundstein jedes beruflichen Werdegangs. Im späteren Berufsleben habe ich sehr viele der hier erworbenen Kenntnisse nutzen und vertiefen können. Das DLR hat nicht nur die Grundlagen gelegt, sondern auch ein Netzwerk an Freunden, auf die man sich verlassen kann“. Ein weiterer Gast der Talkrunde, Stefan Krämer hat 2013 AgroBrain gegründet, ein Unternehmen für die Vermittlung von qualifizierten Arbeitskräften in der Agrarbranche. Eine beindruckende Karriere, nach dem Technikerabschluss 1997 war Stefan Krämer einige Jahre im Agrarhandel tätig und ist nach einem betriebswirtschaftlichen Studium Gründer und Geschäftsführer mehrere Unternehmen im Vertrieb sowie Agribusiness in Deutschland und Luxembourg.

Welche weiteren Talente in gut ausgebildeten Landwirten stecken, konnte Jürgen Krämer, Absolvent der Technikerschule 2008 und Landwirt aus Manderscheid, mit seiner Bauchrednerpuppe Horst dem begeisterten Publikum eindrucksvoll präsentieren: Mit „Das letzte Wort hat Horst“, setzte er einen tollen Schlusspunkt für den Festakt und den Auftakt zu einem gelungen Schulfest.    

Und das Fazit nach 150 Jahren Landwirtschaftsschule Bitburg? Wir haben in der Region eine Landwirtschaftsschule voller Leben in Theorie und Praxis, deren Zielsetzung weit über einfache Unterrichtserteilung hinausgeht.

Anja Stumpe und Andrea Höller, DLR Eifel

Quelle: Pressemeldung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Eifel

Fotos (© DLR Eifel): die Akteure des Festaktes
Foto (Pressemitteilung DLR Eifel)
Foto (Pressemitteilung DLR Eifel)